четверг, 22 мая 2025 г.
das Buch vom Tee, okakura kakuzō
Die Taoisten behaupten, die Komödie des Lebens würde an Interesse gewinnen, wenn jeder sich bemühen wollte, die Einheit zu wahren. Die Proportion der Dinge einzuhalten und anderen Platz zu machen, ohne seiner eigenen Stellung verlustig zu gehen, sei das Geheimnis des Erfolges in dem Drama dieser Welt. Wir müssen das ganze Stück kennen, um unsere eigene Rolle gut zu spielen. Der Begriff des Ganzen darf in der Vorstellung des Einzelnen niemals verloren gehen. Dieser Gedanke wird von Lao-tze in seiner Lieblingsmetapher vom Vakuum illustriert. Er behauptete, daß einzig und allein im Vakuum das wahrhaft Bedeutungsvolle ruhe. Die Realität eines Zimmers ruhe zum Beispiel im leeren Raum, der von Dach und Wänden umschlossen sei, nicht in dem Dach und in den Wänden selbst.
Die Nützlichkeit eines Wasserkruges wohne in seiner Leere, in die das Wasser hineingegossen werden könne, nicht in der Form des Kruges oder in dem Material, aus dem er hergestellt sei. Der leere Raum sei allmächtig, weil er allumfassend ist. Im leeren Raum allein wird Bewegung möglich.
Wer aus sich selbst einen leeren Raum schüfe, in den hinein die anderen frei hineingehen könnten, wäre Herr aller Si-tuationen. Das Ganze vermag stets die Teile zu beherrschen.
Diese taoistischen Ideen haben das Theoretische all unseres Handelns, selbst beim Fechten und Ringen stark beeinflußt. Jujitsu, die japanische Kunst der Selbstver-teidigung, verdankt ihren Namen einer Stelle im Tao-teh-king. Das Jujitsu sucht den Feind zu entkräften und zu erschöpfen durch ein Nicht-Widerstehen, also ein Vakuum. Man spart die eigene Kraft auf bis zum Sieg im Endkampf.
Bei der Kunst wird die Bedeutung desselben Prinzips durch den Wert der Suggestivwirkung illustriert. Indem man etwas ungesagt läßt, gibt man dem Beschauer die Möglichkeit, sich die Idee zu vollenden. Damit fesseln die großen Meisterwerke so unwiderstehlich die Aufmerksamkeit, bis der Schauende gleichsam Teil ihrer selbst wird. Ein Vakuum ist vorhanden, in das er eingeht, um es bis zum Rande mit seinem ästhetischen Gefühl auszufüllen.
Wer sich zum Beherrscher der Lebenskunst machen konnte, war der rechte Mann der Taoisten. Mit der Geburt betritt der Taoist das Land der Träume und wacht erst mit dem Tode auf zur Wirklichkeit. Er „mildert seine eigene Helle, um mit der Dunkelheit der anderen zu verschmelzen.
Er zaudert wie einer, der im Winter einen Strom überschreiten muß; zögert wie einer, der seine Umgebung fürchtet; ist voller Respekt wie ein Gast; unfest wie Eis vor der Schmelze; ohne Anspruch wie ungeschnitztes Holz; leer wie ein Tal; formlos wie erregte Wasser". Seines sind die drei Kleinode des Lebens: Mitleid, Wirtschaftlichkeit und Bescheidenheit.
Wozu diese gemalten Opfer von Jagd und Sport, diese kunstvollen Darstellungen von Fischen und Früchten? Wozu diese Ausstellung von Familiensilber, die uns an die erinnert, die gegessen haben und nun tot sind Die Einfachheit und das Freisein vom Alltag macht den Teeraum wahrhaft zu einer Freistatt vor den Ärgernissen der Außenwelt. Dort und dort allein kann man sich ungestört der Anbetung des Schönen weihen.
Es heißt, daß der Mensch mit zehn Jahren ein Tier, mit zwanzig ein Wahnsinniger, mit dreißig ein Schiffbrüchiger, mit vierzig ein Betrüger und mit fünfzig ein Verbrecher ist. Vielleicht ist er ein Verbrecher gewor-den, weil er niemals aufgehört hat ein Tier zu sein.
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